Hallo liebe Gemeinde,
In den letzten Monaten gab es eine neuen "Trend" im amerikanischen Stackerforum (photomacrography.net).
Der ist eigentlich nicht neu, sondern altbekannt. Im Grunde kombiniert man zwei Objektive um hoffentlich eine verbesserte Abbildungsleistung zu bekommen.
Dabei wird ein kurzbrennweitiges Objektiv (z.B. ein 25mm) in Retrostellung! vor ein langbrennweitiges Objektiv (z.B. 125 mm) geschraubt (z.B. mit einem Adapter von Rainer).
Diese Objektivkombination hat eine bestimmte Vergrößerung, die sich wie folgt berechnet: Brennweite langes Objektiv/Brennweite kurzes Objektiv=Vergrößerung. In meinem Beispiel
wären das also 125/25= 5. Wichtig: das langbrennweitere Objektiv muss auf unendlich gestellt sein (Abstand vom Sensor zum Objektiv ~Länge der Brennweite)!
Ok, ganz nett warum das ganze? Kann man nicht einfach ein Objektiv mit Zwischenringen auf dieselbe Vergrößerung bringen (Vegrößeungsobjektiv, Lupenobjektiv)? Oder ein Mikroskopobjektiv wie zum Beispiel ein Nikon 5x oder Mitutoyo 5x? Ja kann man. Aber da gibt es einige Haken. Bei den mit Auszug arbeitenden Objektiven ergibt sich schnell unsaubere Ränder (Die Auflösung nimmt ab und die Objektivfehler nehmen mit steigender Vergrößerung zu). Chromatische Aberrationen werden verstärkt. Diese Effekte können durch die richtige Relais-linse verbessert werden. Außerdem wird die Auflösung (ein wesentlicher Teil des Schärfeeindrucks) verbessert, im Gegensatz zu einem Objektiv das durch Auszug auf die selbe Vergrößerung gebracht wird, errechnet sich die Effektive Blende nicht wie sonst feffektiv=f* (1 +(Sensorbreite/ Bildbreite) ) f= Blende (eingestellt am Objektiv) sondern nur feffektiv= f*(Sensorbreite/Bildbreite). Dadurch wird eine höhere Auflösung erreicht. Die Blende des hinteren Objektivs spielt dabei keine Rolle, solange keine Vignettierung auftritt.
Besonders geeignet als Frontlinse zeigten sich häufig günstige Vergrößererobjektive wie das bekannte Schneider Componon 50mm f2.8 oder das 28mm Äquivalent. Auch Lupenobjektive eignen sich hervorragend. So bringt die bekannte Kmbination von 25 mm Photar mit Raynox 250 Realislinse hervorragende Ergebnisse. Die Beste Abbildungsleistung wird hierbei bei 5:1 erzielt, wenn die Raynox auf unendlich gestellt ist! Die oft zitierten 160mm idealer Sensorabstand stimmt für dies Kombi so nicht (Durch eigene Erfahrungen habe ich die Theorie auch bestätigt). Um die den Vergleich auch zu anderen Objektiven herzustellen sei auf diese Website hingewiesen: https://www.closeuphotography.com/stacked-lenses .
Ich selber habe dies nur ausprobiert weil ich zufällig passende Objektive habe und war von den Ergebnissen sehr angetan. Ich nutze als Relais-linse ein Rodagon Apo-D 120mm f5.6 Objektiv und als frontlinse in retro das Schneider Componon 50 mm f2.8, Componon 80 mm f4, Rodagon 28 mm f2.8.
Mich würde es freuen wenn ich ein paar zum experimentieren überzeugen konnte. Denn nur wenn man probiert kann man geeignete Objektivpaare finden die in der Summe bessere Leistungen erbringen als höchstpreisige Spezialobjektive in ähnlichen Vergrößerungsbereichen. So wird aus einem hässlichen Entlein oft ein weißer Schwan (siehe Componon 50)
Mit vielen Grüßen,
Sebastian